|
|
Die
Wechselwirkung von inneren Energiebildern und Krankheiten (F.
Teegen) |
|
|
|
|
|
|
Krankheiten sind in den persönlichen inneren Bildern verankert. Der kranke
Mensch kann die Anpassungsleistung an die Veränderung seines Umfeldes -
seines Kontextes - nicht erbringen. In der Synergetik Therapie wird die Anpassungsleistung
direkt im Gehirn - in der zur äußeren Realität in Wechselwirkung
stehenden Innenwelt - realisiert und alte Informationen synergetisch abgeändert.
Aus dem Klappentext:
Die Erkenntnisse der Biopsychologie und Psychoneuroimmunologie zeigen uns deutlich,
wie seelische und körperliche Regulationen zusammenspielen. Sie geben uns
Einblick in die Kommunikation zwischen Nerven-, Hormon- und Immunsystem, in
die Komplexität der «Intelligenz» des Organismus, und sie zeigen,
wie Körperprozesse auf unsere Gefühle, Einstellungen und Lebenskonzepte
mitreagieren.
Es sind vor allem lang andauernde Zustände von Hoffnungslosigkeit, passives
Verhalten und die Neigung, Konflikte zu meiden, die unsere Vitalität schwächen.
Eine seelische und zugleich körperliche Stabilisierung erfahren wir dagegen,
wenn sich unser Verständnis für Zusammenhänge entwickelt und
das Vertrauen in den Wert der eigenen Person und in unsere Handlungskraft wächst.
Diese Erkenntnisse weisen unserer Suche nach Möglichkeiten, Gesundheit
zu fördern und Krankheit zu bewältigen, eine klare Richtung. Wir können
sie in subjektive Erfahrungen verwandeln, wenn wir unsere Vorstellungskraft
nutzen und mit unserem Körpererleben Kontakt aufnehmen. Gelingt es uns,
die Entfremdung vom eigenen Körper zu überwinden, erkennen wir
Zusammenhänge zwischen Beschwerden, kindlichen Erwartungsängsten und chronisch
gewordenen Schutzhaltungen.
|
Dr. Frauke
Teegen, Psychotherapeutin,
Dozentin für klinische Psychologie Uni HH beschäftigt sich mit
der Erforschung und Therapie psychosomatischer Störungen und Möglichkeiten
der Selbsthilfe zur Förderung von Heilungsprozessen.
|
Mit der «Bildersprache des Körpers» können wir lernen,
die Art, uns selbst wahrzunehmen und mit Stressfaktoren in
unserem Leben umzugehen, zu verändern - und das heißt
gesünder zu werden.
|
Frau Dr. Teegen
nimmt innere Bilder der Patienten, die sie als deren körperliche Eigenwahrnehmung
definiert und fordert die Patienten auf, sie mit ihrer eigenen Vorstellungskraft
zu verbinden, um somit alle Nischen der psychophysischen Struktur zu erkunden.
Der innere Bildschirm des Bewusstseins empfängt somit Bedeutungsmuster,
die sich im Verlauf der emotionalen Lebensgeschichte gebildet haben. Dies
fördert das Verständnis für Krankheitszusammenhänge
und stärkt das Vertrauen des Patienten in ihre Kraft zur Selbstverwirklichung
und Anpassung an eine sich ständig wandelnde Umwelt.
Ihr Ansatz kommt der Synergetischen Vorgehensweise nahe, da sie
innere Informationen als Energiebilder abruft, sie jedoch unbearbeitet lässt
und „nur“ Schlussfolgerungen für das künftige
Verhalten ableitet. Die inneren Energiebilder werden auch weiterhin wie
Symptome behandelt, d.h. mental bekämpft. Die tiefere Hintergrundaufdeckung
dieser Energiebildstruktur wird nicht erforscht, um somit die Prägungen
durch Erlebnisse auf der neuronalen Matrix aufzudecken und sie einer synergetischen
Bildbearbeitung zuzuführen. Dies würde direkt zu einer Selbstorganisation
der Informationsstruktur führen und gezielt Selbstheilung erzeugen,
die wiederum unabhängig von erst zu erlernenden in der Zukunft liegenden
Qualitäten und Haltungen ist.
Frau Dr. Teegen zeigt durch ihre Forschungsarbeit mit kranken Menschen in
beeindruckender Weise auf, das auch sog. unheilbare Krankheiten ihre eigene
individuelle Energiebildstruktur besitzen, die aus der Biografie der Ereignisse
des Patienten herzuleiten sind. In diesem Punkt ist sie in Übereinstimmung
mit den Forschungsergebnissen aus der Synergetik Therapie, was wiederum
nicht verwundert, da beide Forschungsansätze ihre Ergebnisse aus der
Praxis mit individuellen kranken Menschen beziehen. Beide Vorgehensweisen
setzen Informationen aus der Innenwelt von kranken Menschen in Beziehung
zu ihrer individuellen Krankheit und bestätigen somit diese Wechselwirkungen.
Teegen plädiert für eine Verstärkung der Handlungskompetenz
des Menschen, die Synergetische Arbeit praktiziert dies als Basis zur nachträglichen
Bearbeitung von abgespeicherten Erlebnissen.
|
“Das
Risiko, krank zu werden, ist immer dann erhöht, wenn die vertraute Lebensroutine
einschneidend unterbrochen wird. Als Stressfaktoren werden Ereignisse betrachtet,
die im Leben eines Menschen bedeutsame Veränderungen bewirken und eine
Anpassung an die neue Situation erforderlich machen, zum Beispiel der Verlust
einer wichtigen Bezugsperson oder einer sinngebenden Tätigkeit, Verschlechterungen
der zwischenmenschlichen Kontakte, Einsamkeit, nicht verwundene Kränkungen
oder auch lang andauernder Ärger. Thomas Holmes und Richard Rahe untersuchten
in den siebziger Jahren Zusammenhänge zwischen Lebensveränderungen
und dem Risiko, krank zu werden. Sie entwickelten eine Skala zur Einschätzung
sozialer Belastungen, in der verschiedene Lebensereignisse nach dem Ausmaß,
in dem sie eine Neuanpassung verlangen, aufgelistet sind. Je bedeutsamer ein
Lebensereignis ist, um so mehr Zeit und Kraft braucht ein Mensch für die
Anpassung an die veränderten Gegebenheiten - und umso größer
ist das Risiko, dass er überfordert ist und erkrankt. Die Vorhersagekraft
der Skala für das Eintreten von Erkrankungen konnte in einer Reihe von
Forschungsarbeiten bestätigt werden. Ihren Ergebnissen zufolge stellen
Skalenwerte von 300 und mehr Punkten ein hohes, Werte zw. 200 und 300 Punkten
ein mittleres und Werte zw. 150 und 200 Punkten ein geringes Erkrankungsrisiko
dar. Diese Werte geben eine allgemeine Orientierung.“
|
Krankheit
tritt demzufolge in einer Lebenssituation auf, die den Menschen aus seinem
individuellen Gleichgewicht wirft. Krankheit ist somit verweigerte
Lebensentwicklung. Der kranke Mensch verweigert (in der Regel
unbewusst) die persönliche
evolutionäre Entwicklung. Tief abgespeicherte Grunderfahrungen - z.B.
aus der Erziehung - bilden dabei den „Bodensatz“ unverarbeiteter
Erlebnisse, die aus dem Unterbewusstsein zusätzlich wirken. Soziale
Ereignisse bilden dabei häufig nur Auslöser für massive persönliche
Systemeinbrüche: der Mensch wird krank. Synergetische Therapiearbeit deckt diese
Gesamtzusammenhänge präzise auf und verändert die relevante
Informationsstruktur per Selbstorganisation.
|
Was also stärkt
die Gesundheit?
In den letzten Jahren hat die Forschung
nicht nur die Aufklärung von Krankheitsprozessen erforscht, sondern sich
auch der Frage zugewandt, welche Einstellung und Verhaltensweisen Menschen unter
schwierigen Bedingungen gesund erhalten.
Die amerikanische Psychologin, Suzanne Kobasa, hat dies ausführlich untersucht.
Die Forscher untersuchten über mehrere Jahre Mitarbeiter eines Industriekonzerns,
der umfassende Umstrukturierungen in den Betrieben vornahm. Die Mitarbeiter
waren lange Zeit starker Belastung und starker Unsicherheit ausgesetzt. Wie
erwartet erhöhte sich mit dem Anstieg äußerer Belastungen fast
zeitgleich die allgemeine Krankheitsrate. Ein Teil der Mitarbeiter erkrankte,
andere dagegen blieben gesund. Zwischen diesen beiden Gruppen fanden die Forscher
keine bedeutsamen Unterschiede in Art und Ausmaß der Belastungsfaktoren,
in Alter, Bildungsniveau, Qualifikation, Status und ethische bzw. religiöser
Zugehörigkeit. Entscheidende Unterschiede zeigten sich jedoch in ihrem
Bewältigungsstil, im Selbstbild und im Lebenskonzept. Mitarbeiter die häufig
und schwerwiegend erkrankten, fühlten sich von den Veränderungen bedroht
und ihnen gegenüber machtlos. Sie hatten Schwierigkeiten sich auf die neuen
Anforderungen einzustellen und litten unter der Ungewissheit der Situation.
Sie hatten Angst um ihre Zukunft, waren ärgerlich auf die Firma und fühlten
sich betrogen, da man sie unter anderen Voraussetzungen eingestellt hatte. Mitarbeiter
die gesund blieben, akzeptierten auch unerwartete Veränderungen als Teil
ihres Lebens und empfanden den Umstrukturierungsprozess eher als Herausforderung
und Chance neue Erfahrungen zu sammeln. So konnten sie auch Zeiten der Ungewissheit
ohne größere Angst ertragen und sich flexibel an neue Bedingungen anpassen.
Kobasa prägte den Begriff „Widerstandsfähigkeit oder
Kraft“, der mit Krankheitsresistenz verbunden war. Er wird durch
drei Merkmale gekennzeichnet:
-
Menschen mit starker
Widerstandskraft haben Verantwortung für sich selbst. Die Bezugsperson,
ihre Arbeit und gegenüber Werten und Zielen, die ihnen wichtig sind.
-
Sie haben Vertrauen in
die Wirksamkeit ihres Handelns, das ihnen das Gefühl gibt Situationen
in ihrem Umfeld mitbeeinflussen zu können.
-
Sie sind außerdem
fähig, Veränderungen als Herausforderung und Wachstumschance zu
erleben.
Diese Menschen entwickeln einen Verhaltensstil,
der es ihnen erleichtert, sich Problemen realistisch und kompetent zuzuwenden.
Sie stellen sich Schwierigkeiten und Konflikten und versuchen aktiv ihre Vorstellung
zu verwirklichen. Sie fühlen sich mitverantwortlich für diese Prozesse
und ihr gelingen. Diese Haltung schützt sie davor, sich als hilfloses Opfer
bedrohlicher Umstände zu fühlen. Menschen mit hohem Verantwortungsgefühl
sind insgesamt auch neugieriger und interessierter an anderen neuen Erfahrungen
und Problemlösungen. Durch ihr Engagement und Interesse fällt es ihnen
leicht, sich selbst wert zu schätzen und ihren Handlungen und ihrer Umwelt
Bedeutung zu geben. Da sie davon ausgehen, dass ihre Vorstellungen und
ihr Verhalten für den Verlauf der Ereignisse wichtig sind, wirken sie darauf
ein und üben so tatsächlich Einfluss aus. Dieser aktive Lebensstil
befähigt Menschen, hohen Stress in eine subjektiv geringere Belastung
zu verwandeln.
|
In der
Synergetik
Therapie wird diese Widerstandskraft direkt gefördert oder auch wieder
ausgegraben. Dort wo sie „gebrochen“ wurde, wird neu reagiert
und so die evolutionär vorhandenen Qualitäten wieder zurückgeholt
und neu trainiert. Es ist immer wichtig, bis auf die primäre Informationsebene
vorzudringen.
Meist sind dies Kindheitsprägungen - diese sind zu verändern!
|
Menschen mit geringer Widerstandkraft
spüren eher Entfremdung sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber. Sie
neigen dazu, sich und andere Menschen langweilig und bedeutungslos zu finden.
Ein Gefühl der Sicherheit erleben sie überwiegend dann, wenn ihr Leben
gleichförmig und ohne Schwankungen verläuft. Durch Veränderungen
fühlen sie sich bedroht und unkontrollierbaren Kräften ausgeliefert.
Ihnen fehlt die Überzeugung, dass sie Einfluss nehmen und selbst
etwas bewirken können. Daher verhalten sie sich eher abwartend, passiv, misstrauisch
und meiden die Auseinandersetzung mit anstehenden Problemen.
Suzanne Kobasa konnte mit psychologischen
Profilen vor dem Eintreten massiver Belastungen mit hoher Genauigkeit voraussagen,
welche Mitarbeiter erkranken und welche gesund bleiben.
Ihre Untersuchungen zeigten auch, dass sich vorhandene Krankheitsdispositionen,
z.B. eine Häufung von Arthritis oder Krebserkrankungen in der Ursprungsfamilie,
nur im Zusammenhang mit den passiven, problemmeidenden Bewältigungsstilen
durchsetzen.
Kobasa fand auch heraus, dass Stresstoleranz und Krankheitsresistenz
umso höher sind, je mehr Hilfsquellen einem Menschen zur Verfügung
stehen: Angemessene körperliche Bewegung, bewusste Ernährung
und gute soziale Unterstützung. Sie verstärken die Schutzwirkung des
aktiven Bewältigungsspieles. Ohne diese seelische Grundhaltung sind sie
jedoch nur von geringer Bedeutung, da sie die grundlegenden Gefühle von
Unsicherheit und Angst nicht direkt verändern. Andere Forscher bestätigten
diese Zusammenhänge (O`Leary 1985; Wiebe & Moehle-McCallum 1986).
Die Stärkung seelischer Widerstandskraft mit den Aspekten, Verantwortungsgefühl
und Vertrauen in die Wirksamkeit des eigenen Handelns bzw. Herausforderung,
ist auch für Genesungsprozesse und die Bewältigung chronischer Krankheiten
von großer Bedeutung (Beuteln 1988 und Schwarzer 1990).
Bei sehr schweren Erkrankungen wurden auch positive Zusammenhänge mit der
Überlebensdauer beobachtet (Solomon 1987). Der israelische Medizinsoziologe
Aaron Antonovsky (1987) beschreibt ähnliche seelische Haltungen die Menschen
befähigen, Belastungen zu verarbeiten. Kohärenzsinn, Verständnis für Zusammenhänge, nennt er Einstellungen, die mit Wohlbefinden, Krankheitsresistenz
und -bewältigung verbunden sind.
Wichtige Merkmale sind: Das
Vertrauen aus eigener Kraft und mit der Unterstützung anderer, Lebensaufgaben
meistern zu können und die Freude am Leben und die Überzeugung, dass das Leben Sinn hat.
Selbstbestimmung und Kompetenz im
Umgang mit Belastungen erwirbt man nach einer Untersuchung an der Uni Hamburg
(Denecke 1987) in der Auseinandersetzung mit Lebenskrisen. Sie befragten körperlich
und seelische gesunde Menschen im Vergleich zu Kranken. Die Gesunden hatten
in ihrer Kindheit überwiegend keine günstigen Bedingungen erlebt
und unterschieden sich in dieser Hinsicht nicht von den Kranken. Im Verlauf
ihres Lebens hatten sie im Mittel drei schwere Krisen durchlebt. Sie strebten
jedoch deutlich stärker nach Selbstbestimmung, Eigenverantwortlichkeit
und Unabhängigkeit und ließen ein grundlegendes Vertrauen darauf
erkennen, dass es trotz persönlicher Not immer noch Rettungsmöglichkeiten
und Hoffnung gibt. Lebenskrisen bewältigten sie vor allem, indem sie sich
auf eigene Fähigkeiten besannen, selbstbestimmende Aktivitäten entfalteten,
sich den Herausforderungen stellten und sich auf eine hoffnungsvolle Grundeinstellung
stützen („Ich spüre immer noch eine letzte Kraft in mir, auf
die ich vertrauen kann, wenn es mir schlecht geht“).
Diese zuversichtliche Einstellung wurde immer wieder dadurch gestärkt, dass sie die Effekte ihres aktiven und selbstbestimmten Handelns als positiv
erlebten. Ihre Fähigkeit, sich flexibel an veränderte Gegebenheiten
anzupassen wurde auch dadurch begünstigt, dass sie sich seit ihrer
Kindheit eine echte Neugier auf unbekannte Situationen und Menschen bewahrt
hatten und das sie keine zu engen (symbiotischen) Beziehungen eingingen, ohne
jedoch bindungslos oder bindungsunfähig zu sein.
|
In der
Synergetischen Therapiearbeit
können Lebenskrisen als persönliche Herausforderung direkt als selbstbestimmte
Aktivität bearbeitet werden. Die Auswirkungen sind direkt erlebbar.
Die
Rückverbindung „religio“ zu starken Kräften wird als
sehr bereichernd erlebt.
|
Frauke Teegen berichtet von einem
vierzigjährigen Mann mit einer aplastischen Anämie, die in eine Leukämie
überzugehen drohte. Seine blutbildenden Zellen im Knochenmark bildeten
nicht genügend Blutkörperchen. Eine Ärztin im Krankenhaus sprach
mit ihm auch über seine Ängste und machte ihn sehr eindringlich darauf
aufmerksam, dass er sich allen Entscheidungen der Ärzte gegenüber
völlig passiv verhielt. Sie wies ihn daraufhin, dass es auch an ihm
selbst läge, den Mut zum weiterleben aufzubringen. Nach diesem Gespräch
lag der Patient in der Nacht noch lange wach, „Es kommt auch auf mich
an“, ging es ihm immer wieder durch den Kopf. Schließlich rang er
sich innerlich zu einer Entscheidung durch: „Ich will leben!“ Am
nächsten Morgen wurde eine positive Veränderung seiner Blutwerte festgestellt.
Die Ärztin war überrascht über die Wirkung ihres Gespräches,
die Kollegen meinten es sei ein Laborfehler. Eine zweite Untersuchung bestätigte
das positive Ergebnis. So wusste die Ärztin, dass der Patient
begonnen hatte den Mut zum weiterleben aufzubringen und das die positiven Blutwerte
ein erstes Zeichen für diesen Lebenswillen waren. Für den Patienten
begann mit dieser Erfahrung ein langer und schwieriger Lernprozess, der
schließlich zu seiner Genesung führte. Er entdeckte Zusammenhänge
zwischen seelischen Haltungen und Körperprozessen und begann allmählich,
die Entfremdung von seinem Körper und ein grundlegendes Gefühl der
Hilflosigkeit zu erkennen und zu überwinden. Rückblickend sagte er:
„Im Laufe der Jahre hatte ich viele Signale meines Körpers und meiner
Seele verdrängt. Ich hatte ein Verhältnis zu meinem Körper wie
zu einem Gegner. Das allmähliche Wahrnehmen meiner Gefühle, das sich entwickelnde starke Gefühl für mich selber, war die Voraussetzung
dafür, das Zusammenbrechen meines Körpers als Folge meines Lebens
zu begreifen. Wie konnte ich lieb zu meinen Organen, meinem Knochenmark sein,
wenn ich sie wie Gegner und nicht wie Verbündete behandelte? Das Zentrum
meines Lebens, das Blut, war nur zu heilen, indem ich mein Leben heilte. Dazu
reichte keine Methode und keine Willensanstrengung. Dazu musste ich erst
durch alle Tiefen gehen, mich selbst und meine Grenzen kennenlernen. Das wichtigste
bei diesem Prozeß war wohl: Herauszufinden, wie ich im Zusammenhang mit
meiner Krankheit, mit Krisen fühle, denke und handle. Mein zentrales Lebensgefühl,
insbesondere in den Jahren meiner Krisen und Zusammenbrüche ist das der
Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit gewesen. Und ich vermute, dass meine zunehmende
Gesundung mit der Überwindung meiner Ohnmachtsgefühle und der Entwicklung
meiner Handlungsfähigkeit zusammenhängt. Ich habe begonnen zu verstehen, dass
ich mich meinen Ängsten stellen muß, wenn ich leben will.“
|
Die
Synergetische Methode ist der effektivste Weg, gezielt in der Innenwelt alle Ängste
aufzudecken, durch alle „Tiefen“ zu gehen und sich seine Handlungsfähigkeit
wieder zurückzuholen. Dieser Prozess ist von keinen äußeren
Faktoren abhängig, da in der Innenwelt alle Informationen vorhanden
sind: das Gehirn als Spiegel der Welt.
|
Der Verhaltenstherapeut Albert Bandura
(1985) führte ein Angstbewältigungstraining mit Frauen durch, die
an einer massiven Spinnenphobie litten. Parallel zu den Trainingsschritten maß
er die Ausschüttung von Stresshormonen im Blut. Zu Beginn des Trainings
stieg die Hormonausschüttung schon bei der Vorstellung einer Spinne stark
an, zum Schluss des Trainings blieb die Hormonausschüttung normal,
auch wenn die Spinne im direkten Körperkontakt über den Körper
krabbelte. Die Ausschüttung von Stresshormonen stand im direkten Zusammenhang,
damit wie die Frauen ihre eigene Kompetenz einschätzten. In dem Ausmaß,
indem sich die Frauen zutrauten die Übung durchzuführen, normalisierte
sich der Hormonspiegel. Mit dem wachsenden Gefühl von Kontrolle
und Wirklichkeit des eigenen Handelns in schwierigen Situationen, vermindern
sich also Gefühle der Gefährdung und Hilflosigkeit und zugleich physiologische
Erregungsparameter.
Für Menschen mit Ängsten
ist es allerdings nicht ausreichend den Auslöser zu desensibilisieren,
sondern die lebensgeschichtlichen Wurzeln der Angst zu erkennen. Die Spinne
symbolisiert oft unangenehme Berührungserfahrungen und die Erinnerung,
von einer übermächtigen Bezugsperson beherrscht, seelisch eingesponnen
und verschlungen zu werden. Viele Menschen erleben in ihrer Kindheit eine lieblose
Behandlung oder seelische oder körperliche Gewalt. Kinder passen sich an
diese Bedingungen an, indem sie eine feine Sensibilität für Gefahrensignale
entwickeln, die ihnen hilft, bedrohliche Situationen frühzeitig zu erkennen
und zu meiden. Wenn sie der gefährlichen Situation nicht entgehen können,
versuchen sie die Wahrnehmung von Schmerz und Verletzung auszublenden und sich
an einen geheimen Ort tief in sich selbst zurückzuziehen. Wird das Vermeiden
feindlicher Gefahren chronisch, dann enthalten für sie viele Situationen
die anderen Menschen neutral, unbelastet oder interessant erscheinen, weiterhin
unterschwellig Signale, die Bedrohung und Machtlosigkeit anzeigen. Die Tendenz
auf Schwierigkeiten ängstlich, hilflos, passiv und mit körperlichen
Beschwerden zu reagieren, wird also markant im Kindes- und Jugendalter vorgeformt.
Kinder, deren Bedürfnisse von den wichtigsten Bezugspersonen fürsorglich,
sicher, feinfühlig und zuverlässig, beantwortet werden, entwickeln
ein grundlegendes Vertrauen in ihre Fähigkeit, die Umwelt zu erkunden und
Versagungen und Konflikte zu regeln.
|
In der Synergetik Therapie
werden diese „geheimen Rückzugsorte“ direkt aufgesucht
und das „Innere Kind“ gestärkt. Primäre Erfahrungen mit den
wichtigen Bezugspersonen „Eltern“ lassen sich in den Einzelsitzungen
gezielt verändern und somit Prägungen nachteiliger Erziehungsstrukturen
aufheben.
|
Kulturvergleichende Untersuchungen (Seiffke-Krenke 1989) zeigten, dass sich ungünstige Haltungen, die
die Widerstandskraft unter Belastungen schwächen, in einer bestimmten Atmosphäre
bilden und verfestigen. Familien, in denen Jugendliche ein ausweichendes und
problemmeidendes Verhalten zeigten, waren einheitlich gekennzeichnet durch einen
hohen Anteil konfliktträchtiger Interaktionen, wenig Nähe und Verbundenheit
zwischen den Familienmitgliedern, geringe Möglichkeiten Gefühle auszudrücken,
und - vor allem in den skandinavischen Ländern in Deutschland - ein hohes
Maß an Kontrolle und Entwertung von Individualität.
Das Zusammenspiel
seelischem Erleben und körperlicher Prozesse
Betrachten wir nun die Beziehung
zwischen seelischem Erleben und körperlichen Prozessen genauer. (Ader 91;
Birbaumer & Schmidt 90; Degen 91; Lazarus & Folkmann 84; Le Doux 88;
MacLean 76; Miketta 91; Pelletier & Herzing 88; Pert 86; Vincent 90; Walschburger
90)
|
Eine wichtige Voraussetzung für
Gesundheit und Wohlbefinden wird durch das störungsfreie Zusammenspiel
der verschiedenen körperlichen Regulationen geschaffen. Mit Hilfe eines
komplexen Netzwerks biologischer Signale und Kreisprozesse wird immer wieder
ein Gleichgewichtszustand angestrebt und neu einreguliert. Die bioelektrischen
und biochemischen Kommunikationsmuster des Körpers stehen im Zusammenhang
mit sensorischen Informationen, die wir aus der Umwelt und dem Körperinneren
erhalten, und sie vermitteln auch unsere psychophysiologische Antwort auf spezifische
Situationen. Informationen, die wir durch Sinnes- und Bewegungsorgane empfangen,
gewinnen erst im Vergleich mit einem Grundgefühl körperlicher Homöostase,
mit Lebenserfahrungen und Erwartungsmustern Bedeutung. Sensorische Reize werden
zu modalitätsspezifischen und multimodalen Feldern der Großhirnrinde
geleitet und dort im Kontext der Erinnerungsspuren analysiert. Dann erst dringen
sie ins Bewusstsein. Gleichzeitig werden sie auch zm Hypothalamus und -
auf einer schnellen Bahn - zum Limbischen System projiziert.
Das Limbische System ist ein entwicklungsgeschichtlich alter Teil des Gehirns
und ein funktionales Zentrum, das sich mit der emotionalen Tönung von Wahrnehmungen
und der Regelung vegetativer Funktionen befasst. Werden Teile des Limbischen
Systems oder seine Verbindungen zum Kontext gestört, so wird der Betroffene
von dem Bewusstsein für seine Gefühle und seine persönliche
Identität abgeschnitten. Er verliert dann auch die Fähigkeit, Zukunftsvorstellungen
zu bilden und sich in andere hineinzuversetzen, und entwickelt eine Art Seelenblindheit.
Im Limbischen System werden Sinnesreize schnell und sehr global auf ihre emotionale
Bedeutung hin abgetastet. Damit gewinnen wir Menschen ein unmittelbares Gespür
für die jeweilige Situationen. Auf die globale Gefühlstönung werden auch die vegetativen Funktionen eingeregelt. (Abbildung).
Die emotionale Bewertung sensorischer
Botschaften erfolgt zeitlich vor der genauen kortikalen Analyse und - vor allem
bei starken Affekten - nicht im Austausch mit der bewussten Verarbeitung.
Der „Kurzschluss“ zum Limbischen System erklärt, warum
Gefühl und Verstand manchmal so unterschiedlicher Meinung sind. Der Vorteil
dieses „Gefühlskurzschlusses“ - so der Neurologe Joseph Le
Doux - liegt in den Sekundenbruchteilen, die das Gehirn durch präkognitive
Bewertungen gewinnt. Elementare Gefühle wie Angst und Wut können so unbewusst
vom bewussten Verstand, das Verhalten in Notsituationen
bestimmen.
Der „Kurzschluss“ zum Limbischen System erklärt auch,
warum Menschen manchmal mit spontanen Affektausbrüchen auf Situationen
reagieren, die ihn vom Verstand her harmlos und unwichtig erscheinen: Die sensorischen
Informationen enthielten einen Reiz, der in den Arsenalen der Erinnerung als
bedrohliches Signal eingeschrieben ist.
|
In der
Synergetischen Therapiearbeit geht es genau um diese „Reizmuster“.
Sie werden durch die freilaufenden Innenweltprozesse automatisch aufgeschlüsselt und verändert.
Die zeitliche Verzögerung zwischen der globalen emotionalen Bewertung der Situation und genauerer kognitiver Analyse erklärt, warum es so schwer ist unangemessene Angstreaktionen zu überwinden. Das Meiden vermeintlicher Gefahren trägt nicht zur Differenzierung erlernter Gefühlsassoziationen bei. Spontan fühlen wir uns zwar erleichtert und entspannter, wenn wir einer erwarteten Bedrohung ausweichen, doch die vegetativ empfundene Verspannung verfestigt unsere Vorannahmen und wird uns bei der nächsten kritischen Situation verstärkt hemmen, diese realistisch zu überprüfen.
Intellektuelle Einsicht allein reicht nicht aus, um erlernte Erwartungsängste zu überwinden.
Frau Teegen meint weiter, dass übertriebene Angstreaktionen nur dann
überwunden werden, wenn wir uns den kritischen Situationen - in der Umwelt oder mit Hilfe der Vorstellung - freiwillig aussetzen und sie unter der erhöhten Erregung erkunden und neu bewerten lernen. Diese Sichtweise entspricht der Verhaltenstherapie und bewirkt nur
eine Desensibilisierung, nicht aber die Auflösung der tief
sitzenden Muster.
Tatsächliche Musterauflösung geschieht nur mit Synergetischer
Therapiearbeit.
|
Bedrohungen können unterschiedliche
Gefühle und Körperreaktionen auslösen. Im allgemeinen werden
die Körperprozesse zunächst auf ein erhöhtes Aktivierungsniveau
eingestellt, das uns hilft der Gefahr mit Kampf oder Flucht zu begegnen. Das
Limbische System löst die körperliche Aktivierung über Hypothalamus
und Hypophyse mit Hilfe spezifischer Signalstoffe aus. Im Gehirn übertragen
sie neuronale Erregung, im Körper wirken sie über die Blutbahn als
Hormone. Von besonderer Bedeutung für die Auslösung und Aufrechterhaltung
der körperlichen Alarmreaktion sind die von den Nebennieren ausgeschiedenen Stresshormone. Adrenalin und Noradrenalin bewirken unter anderem eine Beschleunigung
des Herzschlags, die verstärkte Zufuhr von Blut und Sauerstoff zu den Muskeln,
eine Verengung der Gefäße in der Haut; sie lassen das Blut schneller
gerinnen und mobilisieren Zuckerreserven in der Leber. Dadurch erhöht der
Körper das Energie- und Leistungsniveau vor allem der Muskulatur und trifft
Vorsorge gegen mögliche Blutverluste bei Verletzungen. Diese vegetativen
Prozesse spüren wir als Empfindungen und bringen sie mimisch und gestisch
zum Ausdruck.
Nutzen wir die bereitgestellte Energie zur Stressbewältigung, entäußern
wir sie in Handlungen, körperlicher Bewegung, dem Ausagieren der Emotionen,
so kehren wir anschließend seelisch und körperlich zu einem Gleichgewicht
zurück, und die verbrauchte Energie wird (über die Aktivierung des
parasympathischen Nervensystems) wiederhergestellt. Wenn wir die Erregungszeichen
hingegen ignorieren, Handlungs- und Ausdrucksimpulse durch Muskelverspannungen
unterbinden oder die Belastung mit vertrauten Strategien nicht bewältigen,
kann das Aktivierungsniveau chronisch erhöht bleiben. Langfristig führt
ein erhöhtes Aktivierungsniveau zur Dysregulation vegetativer Funktionen,
zur Erschöpfung der Körperreserven und Schädigung von Organstrukturen.
Ein chronisch erhöhtes Erregungsniveau wird häufig bei psychosomatischen
Erkrankungen beobachtet.
Die erhöhte Aktivierung wirkt auf die zentralen Strukturen zurück
und bewirkt Gegenregulationen. Das Nebennierenhormon Cortisol dämpft die
Erregung, so dass die Energiereserven des Körpers nicht restlos ausgeschöpft
werden können. Cortisol wird immer dann in erhöhtem Maße freigesetzt,
wenn wir subjektiv den Eindruck haben, dass unsere Handlungen unwirksam
sein werden. Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel korrespondiert mit
Gefühlen der Hilflosigkeit, Depression, Resignation, schwächt die
Immunabwehr und erhöht das Erkrankungsrisiko erheblich. In einem solchen
Zustand kann jede Möglichkeit zu handeln - selbst wenn die Handlung gewalttätig
ist oder nicht direkt auf die Belastung einwirkt - Erleichterung bringen und
den Cortisolspiegel senken.
Diese psychophysiologischen Prozesse sind sehr vereinfacht beschrieben. Eine
direkte Gleichsetzung von Gefühlszuständen mit spezifischen Hormonen
allerdings wird den differenzierten biologischen Antworten nicht gerecht. Lebewesen
reagieren immer auf der Grundlage ihrer Gesamtverfassung mit hochkomplexen Mustern.
Insgesamt zeigen die sozialwissenschaftlichen
und verhaltensbiologischen Forschungen, dass sich intensive und lang andauernde
emotionale Zustände von Verwirrung, Angst, Ärger und Hoffnungslosigkeit
störend auf die psychophysiologischen Regulationen auswirken und seelische
und körperliche Störungen begünstigen.
Es ist wichtig, diese Zustände wahrzunehmen und, selbst unter einer solchen
Belastung, Handlungskompetenz und Vertrauen in die eigene Stärke zu entwickeln.
(Die Verhaltensmedizin bietet wirksame Trainingsprogramme zur Förderung
dieser Fähigkeiten an).
|
Wesentlich wichtiger
ist, nachzuschauen woher diese Zustände kommen und diese an der Wurzel
abzuändern: die neuronalen Verbindungen im Gehirn durch einen Selbstorganisationsprozess
aufzulösen.
Auf diese Weise entstehen Handlungskompetenz und Vertrauen in die eigene
Stärke ganz von selbst.
Dies geschieht sehr spielerisch und auch sehr intensiv
in den Synergetischen Einzelsitzungen. Hier können die Hintergründe von Krankheiten
direkt aufgearbeitet werden. Spontanremissionen
können so gezielt herbeigeführt werden.
Neuorientierung ohne Verarbeitung der Vergangenheit - also der gegenwärtig
abgespeicherten Informationen über die Vergangenheit - ist in der Regel
nicht ausreichend.
Daher geschehen Spontanremissionen so selten von selbst!
|
Wie wichtig eine positive Neuorientierung
für die Bewältigung von Krisen und Krankheiten ist, unterstreicht
eine Untersuchung von Elmer und Alyce Green (1978). Sie analysierten vierhundert
Fallstudien von Krebskranken, bei denen eine sogenannte Spontanremission eingetreten
war, dass heißt ein Heilungsprozess, der nicht durch die medizinische
Behandlung erklärt werden konnte. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass
der einzige gemeinsame Faktor bei all diesen ungewöhnlichen
Fällen in der veränderten Haltung der Patienten zu ihrer Krankheit
lag. Die Patienten hatten eine neue Einstellung zum Leben gefunden, die ihnen
half, Depression und Hoffnungslosigkeit zu überwinden. An die
Stelle passiven Erleidens waren positive Gefühle wie Vertrauen und Zuversicht
und ein fester Glaube an die Heilung getreten. Wie wir heute vor allem durch
Erkenntnisse der Psychoneuroimmunologie wissen, wirken sich diese seelischen
Haltungen günstig auf die vegetativen Prozesse, das hormonelle Gleichgewicht
und den Immunstatus aus.
Belastungen, Krankheiten und Krisen führen uns in Grenzsituationen, in denen
wir zu starre und einseitige Annahmen über die Welt zu spüren beginnen
und aufgeben können. Im allgemeinen sind wir erst dann bereit, unsere Annahmen
und Erwartungen zu überprüfen, wenn vertraute Handlungskonzepte nicht
mehr den gewünschten Effekt haben oder uns schaden. In solchen Krisen können
wir - wenn wir einmal innehalten und zur Ruhe kommen - entdecken, dass wir körperlich und seelisch nicht auf eine objektive Wirklichkeit reagieren,
sondern immer nur auf ein subjektives Bild der Welt. Dieses Bild haben wir in
inneren Landkarten - psychophysiologischen Mustern - niedergelegt. Die inneren
Landkarten zeichnen wir im Kontext unserer Lebensgeschichte entsprechend den
Bedeutungen, die wir unseren Erfahrungen geben. Gebiete, die wir als Kind unter
großer Bedrohung durchschritten haben, sind daher als gefährdend
markiert und abgegrenzt worden.
Wegweiser in dieser inneren Landschaft, Gefühle, die bestimmte Verhaltensweisen
hervorrufen, müssen immer wieder auf ihre Angemessenheit überprüft
werden. ...Die Erkundung psychophysiologischer Bedeutungsmuster und die Neuordnung
innerer Bilder sind nur im Kontakt mit dem Körperempfinden, der Vorstellungskraft
und der bewussten Analyse von Zusammenhängen möglich.
Bildliches Denken
Zu Beginn unseres Lebens strukturieren
wir unsere sensomotorischen Erfahrungen intuitiv und metaphorisch. Wir entfalten
zunächst ein vorlogisches bildliches Denken, das die Fülle der sinnlichen
Eindrücke zu Mustern verdichtet. Das integrative, bildliche Denken äußert
sich überwiegend nonverbal; es verfügt nur über eine sehr begrenzte
archaische Sprache. Im Laufe der Sprachentwicklung wird es durch analytische,
logische Fähigkeiten ergänzt. Dieser Denkmodus arbeitet mit linearen
Strategien und erschließt uns die Möglichkeit zu abstrakter Begriffsbildung,
schlussfolgerndem Denken und grammatischen Operationen; er führt uns
zur Verallgemeinerung von Erfahrungen und zur Formulierung von Prinzipien und
Direktiven. Über den bildlichen Denkmodus sind wir jedoch weiterhin im
Kontakt mit der Fülle sinnlicher Erfahrungen, mit Gefühlen, Körperempfindungen
und vorsprachlichen Erinnerungen. Die besonderen Fähigkeiten des bildlichen
und des logischen Denkens stehen in Verbindung mit den beiden Großhirnhemisphären,
die sich für diese unterschiedlichen Aufgaben gewöhnlich im Laufe
der ersten zehn Lebensjahre differenzieren. Die Hemisphärendifferenzierung
- und damit die Trennung zwischen analytischer und integrativer Verarbeitung
der Erfahrungen - bei Männern ausgeprägter ist als bei Frauen (Ornstein
& Thompson 1986).
Die beiden Denkmodelle bereichern einander und arbeiten im allgemeinen zusammen.
Wird der bildhafte Denkmodus chronisch gehemmt - zum Beispiel zur Kontrolle
angstbesetzter Empfindungen -, so verliert ein Mensch den Kontakt mit einer
inneren Quelle, aus der Lösungen für Probleme logischer wie emotionaler
Art angeboten werden. Die unterdrückten unterschwelligen Empfindungen und
vorlogischen Bedeutungsmuster üben einen enormen Druck auf das Bewusstsein aus. Wird er zu stark, bricht die Kontrolle zusammen, und das
Bewusstsein wird mit Bildern, Schmerzempfindungen und Angstphantasien überschwemmt.
Auch psychosomatische Symptome können als metaphorische Äußerungen
des vorlogischen Denkens verstanden werden. Ihre Sprache und die spezifische
Bedeutung, die sie für den einzelnen haben, können - im Gegensatz
zu den oben angesprochenen psychotischen Zuständen - recht leicht mit Hilfe
des bildlichen Denkens erkundet werden. Die Aussagekraft des bildlichen Denkens
lässt sich leicht anhand von Kinderzeichnungen verdeutlichen. Kinder
haben für viele Erfahrungen noch keine Worte. In ihren Bildern malen sie
jedoch wichtige Aussagen über sich selbst und zeigen, was sie bewegt oder
auch verstört. So zeichnen Kinder, die misshandelt wurden, auf die
Aufforderung hin, einen Tag darzustellen, „wie er mir gefällt“,
häufig schwere Niederschläge, die oft bis in ihr Inneres vordringen,
und signalisieren auf diese Weise ihre Notlage. Unsichere und ängstliche
Kinder nutzen die Bildfläche oft nur zögernd und stellen sich schüchtern
und klein am Bildrand dar. Andere Kinder zeichnen riesige Genitalien - die in
Kinderbildern normalerweise keine Rolle spielen - und machen so auf sexuelle Misshandlung
aufmerksam; oder sie streichen Teile ihres Bildes durch, übermalen
sie, kreisen sie ein und weisen damit auf Angst, erlebte Bedrohung oder auch
Verbote hin (Schuster & Wickert 1989). Die Inhalte der Bilder geben einen
Hinweis darauf, mit welchen Erfahrungen sich das Kind auseinandersetzt. Die
Bildgestaltung veranschaulicht wie das kindliche Bewusstsein ihnen Bedeutung
gibt, sie zu ordnen und zu integrieren sucht. Wichtige, konflikthafte Erfahrungen
kommen überdeutlich oder an zentraler Stelle zum Ausdruck. Erlebnisse,
die das Kind als zu belastend empfindet und nicht integrieren kann, werden ausgegrenzt,
oder es versucht sie zu löschen. Über Konflikte die Kinder in ihren
Bildern andeuten, kann man mit ihnen auch behutsam sprechen und so genauer aufklären,
was sie erlebt haben und welche Unterstützung sie brauchen.
Leider wird die Verbundenheit mit
der intuitiven Vorstellungs- und Gestaltungskraft in der Erziehung oft durch
wertende Beurteilungen unterbrochen und muß dann später - in Krisen
und Grenzsituationen, unter therapeutischer Anleitung - wiedergefunden werden.
Auch Erwachsene geben mit Bildern Hinweise auf Erkrankungen, die sie sprachlich
so nicht erfassen können. Die Tiefenpsychologin Susan Bach beschäftigte
sich viele Jahre lang mit Zeichnung schwerkranker Menschen, die in therapeutischen
Gruppen, psychiatrischen Anstalten und Krankenhäusern entstanden. Sie beobachtete,
dass das Malen den Patienten oft eine unmittelbare Erleichterung brachte.
Kranke, die im Gespräch schwer zugänglich waren, konnten sich in ihrer
Bildersprache leichter mitteilen; belastende Gefühle, angstvolle Phantasien,
innere Spannungen, zum Beispiel Warten auf eine Diagnose, vor einer Operation
oder unter dem Druck von Depressionen und Zwangsgedanken, konnten so ausgedrückt
werden. Die Bilder der Patienten erwiesen sich als hilfreich für die Diagnose
und Prognose von Erkrankungen; mit ihnen ließen sich frühzeitig suizidale
Tendenzen oder bevorstehende schizophrene Schübe erkennen. Bach entdeckte
darüber hinaus in den Zeichnungen typische wiederkehrende Farben, Farbkombinationen
und Motive, die spezifischen Krankheitsbildern entsprechen. Die Zeichnungen
reflektieren also nicht nur den seelischen Zustand, sondern liefern zugleich
Informationen über das körperliche Befinden.
Solche psychosomatischen Hinweise, die sich aus den Zeichnungen kranker Menschen
ergeben, untersuchte Susan Bach systematisch auf einer neurochirurgischen Station
der Universitätsklinik Zürich. Sie und ihre Mitarbeiter interpretierten
über dreitausend Zeichnungen von sechshundert schwerkranken Patienten.
Sie malten spontan ohne das ihnen bestimmte Themen vorgegeben wurden. Die Auswertung
der Bilder zeigte: kranke Menschen haben ein inneres Wissen über
Art und Schwere ihrer Erkrankung. Manche Schwerkranke drückten
in ihren Bildern sogar ihr Wissen darüber aus, wann sie zum Beispiel bewegungsunfähig
und wann sie sterben werden. Oftmals gaben die Patienten in ihren Bildern genaue
Hinweise auf eine beginnende Verbesserung oder Verschlechterung ihres Befindens
oder auch auf die Wirksamkeit medizinischer Maßnahmen.
Im kreativen Gestalten geben wir Bewusstseinsinhalte frei, die nur begrenzt
durch intellektuelle Kontrolle gefiltert sind. Darin liegt der Wert solcher
Bilder für die Selbsterkundung. Wir müssen mit diesen vorbewussten Inhalten besonders achtsam und feinfühlig umgehen und sie ohne vorschnelle
Wertung erkunden.
Wichtig ist, die Bedeutung zu achten, die die Patienten ihrer Gestaltung
selbst geben und nur Beobachtung, Ideen und Interpretationen anbietet, aber
sie nicht aufgedrängt werden. Erkundet man dies mit sensiblem
Interesse dann wird man mit zunehmender Faszination erleben, wie analytische
und intuitive Denkfähigkeit zusammenspielen, erstaunliche Einblicke in
die innere Welt eröffnen und neue Perspektiven zur Konfliktlösung,
zur Veränderung von Einstellungen und Verhaltensmustern, freigeben.
Fast alle therapeutischen Schulrichtungen haben imaginative Verfahren entwickelt,
um Menschen zur Vertiefung ihrer eigenen Wahrnehmung und der Kommunikation mit
sich selbst zu führen. Vorstellungsübungen lockern eine übermäßig
rationale Ausrichtung und bahnen den Kontakt zu spielerischen intuitiven und
kreativen Fähigkeiten. Sie können auch gezielt zur Klärung von
Konflikten und Beschwerden eingesetzt werden. In der Vorstellung kann man neue
Verhaltensmöglichkeiten neu durchspielen ohne direkte Konsequenzen zu befürchten.
Bei Vorstellungsübungen wird die Aufmerksamkeit von der Beschäftigung
mit äußeren Vorgängen zum inneren Erleben verlagert. Das gelingt
leicht, wenn der Körper ruhig gehalten wird, wenn man die Augen schließt
und sich entspannt. In diesem Zustand werden unterschwellige Wahrnehmungen und
Bedeutungsmuster aktiviert, die sich bildhaft und symbolisch äußern
und das bewusste Denken mit einer Fülle von Anregungen versorgen.
Sie wirken damit unmittelbar belebend.
Therapeutisch geleitete Vorstellungsübungen geben einen Rahmen vor - ein
Motiv, das Symptom - um die Aufmerksamkeit bei der Selbsterkundung zu leiten.
Der Rahmen schützt auch davor, sich in den unbegrenzten Assoziationen zu
verlieren, die sich lösen, wenn man den Schutz der rationalen Orientierung
weitgehend aufgibt.
|
Genau dies stimmt
nicht!
Der freilaufende innere synergetische Prozeß zeigt immer wieder, wie
faszinierend und präzise innere Energiemuster sich von selbst abbilden.
Sogar die Veränderung durch Selbstorganisation gehorcht präzisen
energetischen Gesetzen, die sich genau innerlich als Bildveränderung
vorhersagen lassen.
|
Der Verhaltenstherapeut Akter Ahsen
entdeckte schon Anfang der fünfziger Jahre, dass mit der Erinnerung
an bedeutsame weit zurückliegende Ereignisse sehr klare Vorstellungsbilder aktiviert werden können. Er stellte fest,
dass sie die persönliche
Bewertung der damaligen Lebenssituation wachrufen können. Wenn es gelingt,
diese deutlichen Erinnerungen hervorzurufen, dann schaffen sie ein umfassendes
psychosomatisches Erlebnis: das visuelle Bild bahnt den Zugang zu Körperempfindungen,
Gefühlen und Bedeutungsmustern, die mit ihm verbunden sind. Der sich erinnernde
Mensch, wird von dem Erlebnis in ähnlicher Weise ergriffen wie zum Zeitpunkt
des ursprünglichen Geschehens. Er entwickelte zum Beispiel den
sogenannten Altersprojektionstest, als hilfreiche Anleitung um seelische Erlebnisse
und Lebenserfahrung aufzuspüren, die mit der Entwicklung von körperlichen
Symptomen verbunden sind. Es ist ein effektives Verfahren, um psychosomatische
Symptome in relativ kurzer Zeit zu klären und heilungsorientierte Einstelllungen
zu stärken.
Mit dem Einblick in wesentliche Lebenszusammenhänge und der Erinnerung
an die Zeit vor der Symptomentwicklung wird auch das Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten dem Gefühl von Kraft, Freiheit und Wohlbefinden gestärkt.
Damit wächst auch die Bereitschaft, einen selbstbewussteren und kompetenteren
Umgang mit den heutigen Lebensschwierigkeiten
zu entwickeln.
|
In der
Synergetischen Sitzungen
wird direkt in diese „alte“ Erlebnisebene hineingegangen und
somit alles direkt verändert. Rein heilungsorientierte Einstellungen zu
stärken wäre nur eine Stärkung der Nachfolgeebene.
Dabei ist es doch so einfach: Nur die Informationen auf der Primärebene
sind zu verändern!
Dies macht jeder Klient selbst und stärkt dadurch
automatisch seine Handlungskompetenz. Und als Effekt geschieht eine Informationsveränderung
durch Selbstorganisation und diese wirkt direkt zurück über die
Selbstregulationsfunktionen des Körpers.
|
Das bildliche Denken ist nicht mit
der Klärung von Ursachen der kausalen oder zeitlichen Abfolge von Ereignissen
beschäftigt, sondern auf die Vervollständigung von Erlebnissen und
Erinnerungsmustern ausgerichtet und verbindet sie mit Gefühlen und Körperempfindungen.
Daher können die Vorstellungen mit vergangenen oder zukünftigen Erlebnissen befasst
sein oder auch unlogisch verknüpft sein. Um ängstliche
Erregungen zu überwinden und Selbstsicherheit und körperliche Genesung
zu fördern, ist es nur wichtig die Aufmerksamkeit so auszurichten, dass Erinnerungs- und Phantasiebilder und Fähigkeiten zur Überwindung prägnant
visualisiert werden können. Je intensiver positive Vorstellungen werden,
umso stärker wirken sie auf die physiologischen und seelischen Selbststeuerungsmechanismen.
Beispiel: „Ich habe starke Beine, ich kann wieder aufstehen und herumlaufen“,
stellte sich ein achtjähriger Junge vor. Er war nach einer Streptokokkeninfektion
so geschwächt, dass er nicht mehr gehen konnte. Seine Ärzte ermutigten
ihn, sich an die Zeit vor der Krankheit zu erinnern und sich vorzustellen wie
er sich kräftig fühlt, stehen kann und herumläuft. Sie stimulierten
intensive und plastische motorische Erinnerungsbilder, die mit den Gefühlen
der Freude und Stärke verbunden waren. Implizit ermutigten sie den Jungen,
diese Vorstellung mit der Gegenwart und der nahen Zukunft zu verbinden: „
Du hast starke Beine und Du siehst wie Du aufstehst und herumlaufen kannst“.
Schon am nächsten Tag begann der Junge aufzustehen und sich allmählich
wieder normal zu bewegen. Die positiven Veränderungen blieben stabil (Olness
& Gardner 1978).
Ein sehr wirksames Vorstellungstraining zur Kontrolle akuter Angst- und Schmerzzustände
entwickelten Cornelia Keuner und Jeanne Achterberg für Patienten mit schweren
Verbrennungen. Sie beobachten bei den Patienten schon vor Beginn der Wundtoilette
einen extremen Temperaturabfall und eine Zunahme von Blutdruck, Atem- und Herzfrequenz
als körperliche Alarmreaktion, die auf hohe Angst schließen ließ,
wenn die Patienten hörten wie der Instrumentenwagen herangeschoben wurde.
Das Signal aktivierte automatisch Vorstellungen von Schmerz, Tortur und Beschämung.
Ein Vorstellungstraining mit einer Anleitung zur Entspannung und Imagination
zur positiven Bewältigung zeigte auf, dass man eine angekündigte
vorhersagbare Belastung besser bewältigen kann, als unerwartete und unverständliche
Prozeduren.
Ähnliche Trainingsprogramme haben sich auch bei krebskranken Kindern bewährt,
die man so auf die bevorstehende Behandlung vorbereitete. Diese Kinder ertrugen
zum Beispiel die üblicherweise sehr schmerzhafte Punktion wesentlich
besser als Kinder, die man vorher nur durch Bilderbücher abgelenkt oder
mittels Valium beruhigt hatte. Sie wehrten sich weniger gegen den Eingriff, schrieen
und weinten kaum, sie erlebten weniger Schmerz, Angst und Verzweifelung.
Die besondere Wirksamkeit imaginativer Übungen zur Bewältigung von
Schmerzen und psychosomatischen Störungen oder auch bei Genesungsprozessen
wird verständlicher, wenn man sich eingehender mit Forschungsergebnissen
beschäftigt, die einen direkten Zusammenhang zwischen Imagination, Emotionen
und physiologischen Prozessen aufzeigen: Visuelle Vorstellungen beruhen auf
denselben Gehirnfunktionen wie visuelle Wahrnehmungen. Je umfassender verschiedene
Sinnesfunktionen durch die Imagination angesprochen werden, umso umfassender ist auch die Aktivierung von
Hirnarealen und umso intensiver ist das Vorstellungsverständnis
(Klinger 1988; Achterberg 1987). Vorstellung zu Bewegungsabläufen erzeugen
elektrische Aktivitäten in den Muskeln, die bei der jeweiligen Imagination
angesprochen werden. Wiederholt man solche Vorstellungsübungen regelmäßig,
verbessert sich die motorische Durchführung dieser Bewegungen.
Das Training der Bewegungsfähigkeit mit Hilfe der Vorstellung wird sowohl
für die Rehabilitation nach Unfällen als auch von Sportlern für
die Steigerung der Leistungsfähigkeit genutzt (Suinn 1976). Sexuelle und
Angstphantasien werden von deutlichen physiologischen Veränderungen begleitet.
Die Vorstellung des persönlichen Ruhbildes ist ein wirksames Verfahren,
um Angst zu mindern und körperliche Entspannung zu fördern. Imaginationen
zu negativen Kindheitserinnerungen rufen Veränderungen der Herzfrequenz,
der Hautleitfähigkeit, der Atmung und der Augenbewegungen hervor (Jordan
& Leningteon 1979).Vorstellungen, die mit Gefühlen der Freude, Trauer,
Wut und Angst verbunden waren, führten bei Tests zu Änderungen der
Herz-Kreislauf-Werte sowie der Hautleitfähigkeit und aktivierten unterschiedliche
Gesichtsmuskeln. Die jeweilige Aktivierung der mimischen Muskulatur entsprach
den spezifischen mit der Vorstellung verbundenen Emotionen (Schwartz 1981; de
Jong-Meyer 1990). Vorstellungen beziehungsweise Erinnerungen zu schmerzhaften
Stimulationen bewirken Änderungen von Pulsfrequenz, Muskelspannung und
Hautwiderstand. Diese körperlichen Veränderungen zeigen nicht nur
Angst an, sondern entsprechen auch den Körperreaktionen, die bei real erlebten
Schmerzen auftreten (Barber & Hahn 1964). Andere Imaginationen können
etwa die Speichelbildung, die Magen-Darm-Peristaltik, die Blutzuckerwerte oder
das Immunsystem beeinflussen (Achterberg 1987).
Die Entwicklung und Wirkung
von Vorstellungsbildern wird auf die Aktivität der rechten Großhirnhemisphäre
und der mit ihr verbundenen Limbischen Systems zurückgeführt, wo unter
der jeweiligen emotionalen Tönung entsprechende biologische Regulationen
ausgelöst werden.
Einer der ersten Ärzte, die Vorstellungsübungen
als therapeutische Maßnahme bei schweren Krankheiten einsetzten, war der Onkologe
Carl Simonton.
Simonton entwickelte ein integratives Psychotherapieprogramm zur Unterstützung
der medizinischen Behandlung von Krebskranken dessen Ziel darin besteht, die
Patienten durch Information, Gespräch und Übung, aktiv in ihren Behandlungsprozess
einzubeziehen. Er versuchte die Einstellungen der Kranken zu sich selbst und
ihrer Lebenssituation so zu verändern, dass sie statt Angst und Resignation
zunehmend Hoffnung empfinden. Ein Element des Therapieprogramms ist besonders
bekannt geworden: Die Patienten lernen in entspanntem Zustand ihre Körperprozesse
zu visualisieren und wahrzunehmen wie ihre Immunzellen den Krebs beseitigen (Simonton
1982).
Diese Übung regt Patienten dazu an, sich mit ihrer körperlichen Abwehr
zu verbünden und so hoffnungsvolle Einstellungen und eventuell auch die
biologische Regulation zu stärken. Vorstellungen zur Immunabwehr bei Krebs
sind jedoch nur dann sinnvoll, wenn es dem Erkrankten gelingt seine Abwehrkraft
machtvoller als den Krebs zu visualisieren. Nach diesen Übungen malen die
Patienten ihre Vorstellungsbilder zum Krankheitsgeschehen. Sie geben einen tiefen
Einblick in ihre innere Welt und Annahmen über die Krankheitsentwicklung
(Jeanne Achterberg und Frank Lawlis 1984). Diese Vorstellungsbilder wurden nach
verschiedenen Merkmalen eingeschätzt, z.B. Größe, Lebendigkeit
der Krebszellen, Aktivität, Mächtigkeit der Immunzellen. Anhand dieser
Vorstellungsbilder konnte die Krankheitsentwicklung - zwei Monate später
- mit achtzigprozentiger Genauigkeit vorausgesagt werden. Eine so genaue Prognose
ist anhand medizinischer Diagnosen und Messwerte allein nicht möglich.
Sie drücken offenbar grundlegende Haltungen zur Krankheitsbewältigung
aus. Günstige Entwicklungen waren unter anderem damit verbunden, dass
die Patienten den Mut hatten sich den Krebs und ihre Immunzellen klar
vorzustellen.
Imaginationsübungen zu Heilungsprozessen bei schweren und chronischen Krankheiten
können sehr hilfreich sein, um krankheitsbezogene Haltungen zu klären
und Möglichkeiten der aktiven Bewältigung in der Vorstellung zu erproben
und zu stärken. Dabei muß jedoch immer die Bedeutung der Bildinhalte
geklärt werden. Dies berücksichtigen viele Patienten nicht. Diese
Übungen dürfen nicht mechanisch wie eine Art Medikament eingesetzt
werden. Patienten mit chronischer Arthritis benutzen diese Übungen und ihr
Befinden verschlechterte sich innerhalb kürzester Zeit. Das erklärt
sich daraus, dass das Immunsystem bei Krebskranken aktiviert werden muß,
während es bei Arthritikern aufgrund eines Autoimmunprozesses überaktiviert
ist und in keiner Weise weiter angeregt werden sollte.
Die Bedeutung von Vorstellungsübungen für die Rehabilitation und Genesung
war lange Zeit umstritten und wird erst allmählich anerkannt. In Gesprächen
mit Patienten ist mir jedoch aufgefallen, dass viele intuitiv Imaginationen
zu Auseinandersetzungen mit ihren Beschwerden entwickeln. Sie haben mir darüber
eher vorsichtig berichtet, da ihre Ideen von Ärzten oder auch Bezugspersonen
oft lächerlich gemacht wurden. Eine verständnisvolle Haltung von Medizinern
und Psychologen könnte dieses kreative und heilungsorientierte Potential
vieler Patienten stärken. Frauke Teegen bringt einige positive Beispiele
für selbstentwickelte Imaginationen.
Interpretationshilfen
zu Bildaussagen
Menschen geben in ihren Bildern und Zeichnungen Hinweise auf ihr körperliches
und seelisches Befinden. Das Lesen, Übersetzen und Verstehen der Hinweise
erfordert allerdings eine gewisse Schulung. Um Bildaussagen zu entschlüsseln,
bedarf es sowohl spezifischer Kenntnisse als auch einer interessierten und empathischen
Aufmerksamkeit. Susan Bach (1952) beschrieb diese Fähigkeit folgendermaßen:
„Die inneren Gehalte solcher Arbeiten sind in einer Bildersprache ausgedrückt,
die man - wie Hieroglyphen oder Röntgenplatten - lesen und übersetzen
lernen muß. Genügend langer Umgang mit solchem Material, geduldiges
Studium, die echte Bereitschaft, die Arbeiten jedes Patienten als jeweils neu
zu erforschenden Ausdruck seiner Persönlichkeit anzusehen, ein gutes medizinisch-psychologisches
Verständnis der Bedeutung von Symptomen und der Funktion von Symbolen gehören
zu den Voraussetzungen für eine zureichende Auswertung.“
Bedeutsam sind vor allem Darstellungen der menschlichen Gestalt oder ihrer Entsprechungen.
Bäume und Häuser symbolisieren oft den Menschen, und ihre Gestaltung
kann etwas über sein Lebensgefühl und spezifische Konflikte aussagen
(Bäume, die keine Wurzeln haben, verdorren, denen Äste abgekackt wurden
- Häuser, die keine Tür haben oder in denen es brennt). In Kinderzeichnungen
entspricht die rechte Bildseite der rechten Körperseite. Kinder malen also
spiegelbildlich. Erwachsene stellen dagegen Aspekte der rechten Körperseite
meist in der linken Bildhälfte dar. Bilder reflektieren den Zustand eines
Menschen, seine Gefühle und Einstellungen. So können dargestellte
oder angedeutete Störungen im Bildraum auf Störungen in analogen Körperbereichen
oder auf Besorgnis und seelische Belastungen hinweisen.
Je gesünder eine Mensch ist, umso ausgewogener wird das Bild sein das er
malt, umso reicher ist die Darstellung an Farben, Schattierungen, Motiven und
Bewegung. Ein normales gesundes Kind nutzt fast alle Farben die ihm angeboten
werden und erfindet zusätzlich neue Mischungen. Kranke und Menschen die
sich in einer Krise befinden wählen dagegen nur wenige Farben, wobei die
bevorzugte Farbe oft der Art der Erkrankung oder des seelischen Problems entspricht.
Tiefenpsychologische Bildinterpretationen gehen davon aus, dass beim Malen,
Zeichnen und kreativen Gestalten, die innere seelische und körperliche
Befindlichkeit auf die Bild- und Gestaltungsfläche projiziert wird. Zum
Beispiel werden der oberen und unteren Bildhälfte wie auch der rechten
und linken Bildseite bestimmte Bedeutungen zugewiesen.
Im Dialog mit dem Schmerz
Schmerz ist ein lebenswichtiges Signal
und ein bedeutender Teil der organischen Selbstregulation. Er zwingt den Menschen
dazu sich seiner Körperwahrnehmung zuzuwenden, um herauszufinden, was nicht
stimmt, und etwas zu unternehmen, um weitere Schädigungen abzuwenden. Im
Gegensatz zum akuten Schmerz ist die Warn- und Schutzfunktion chronischer Schmerzen
weniger offensichtlich, was dazu führt, dass sie oft als „biologische
Fehler“ betrachtet werden - als ein Signal, das keine offensichtliche
Funktion erfüllt. An chronischen Schmerzen leidet fast ein Drittel aller
Menschen in Industrieländern. Die häufigsten Verschreibungen werden
für Schmerzmittel ausgestellt.
In Westdeutschland nehmen fast 10 Prozent der Bevölkerung regelmäßig
Schmerzmedikamente ein. Die Patienten können unter 623 verschiedenen Präparaten
wählen und verbrauchen jährlich 128 Millionen Packungen Analgetika
(Zimmermann & Seemann 1988). Häufig führen Schmerzmittel schnell
zur Gewöhnung und auch zur Abhängigkeit.
Frauke Teegen bringt mit einfachen Übungen Menschen in Kontakt mit ihrem
inneren Wissen über die emotionale Bedeutung ihrer Schmerzen: „Sehr
häufig wird dabei sichtbar, dass chronische Schmerzen auf eine „
verdeckte Gefahr“ aufmerksam machen und die Notwendigkeit von Wandlungsprozessen
signalisieren. ...chronische Schmerzen verselbständigen sich und werden
als eigenständiges Krankheitsbild betrachtet. Akute Schmerzen zwingen mit
ihrer deutlich spürbaren Warn- und Signalfunktion dazu herauszufinden,
was nicht stimmt, und etwas zu unternehmen, um weitere Körperschädigungen
zu verhindern. Bei vielen chronischen Schmerzen -, rheumatischen Erkrankungen,
Stumpfschmerzen, Gesichts- und Kopfschmerzen - hat der Schmerz diesen Hinweischarakter
weitgehend verloren. Oft treten sie ohne klaren organischen Befund auf. Die
chronischen Schmerzen stellen meist das Hauptleiden des Patienten dar. Der Arzt
kann sie nur selten heilen. Er kann helfen sie zu lindern - etwa durch Verschreibung
von Medikamenten, Massage, Krankengymnastik. Als sinnvoller gelten heute psychologische
Behandlungen, deren Effektivität unter anderem für Spannungskopfschmerz,
Migräne, Krebsschmerzen, Rückenschmerzen, Rheuma, chronische Polyarthritis,
nachgewiesen ist (Rehfisch 1989).
Der Patient nimmt seine Schmerzen vor allem dann stark wahr, wenn er allein
ist, wenn er Angst hat oder wenn er gelangweilt ist. Ist er aber intensiv abgelenkt,
bemerkt er seine Schmerzen weniger oder gar nicht. Ablenkung - vor allem wenn
sie gezielt und planvoll eingesetzt wird - ist eine wirksame Strategie zur Schmerzlinderung.
Seelische Zustände wie Unruhe, Angst, Einsamkeit, Hilflosigkeit oder Depressionen
verstärken die Schmerzen. Empfindungen wie Neugier, Freude, Empathie, Selbstbewusstsein
und Vertrauen vermindern sie. Auch die komplexe unterschwellige Einschätzung,
die Bedeutung, die wir ihnen geben - ob wir sie als „gefährlich“,
„sinnlos“ oder „überwindbar“ erleben - beeinflusst die Schmerzwahrnehmung durch elektrische und chemische Signale.
Schmerzsignale wirken ganz ähnlich wie Angstsignale und bewirken eine Alarm-
und Stressreaktion des Körpers. Der Blutdruck steigt an, und automatisch
werden Muskelreflexe und -spannungen ausgelöst, die den Körper bereit
machen, vor Gefahr zu fliehen. Dies ist bei akuten Schmerzen ein sinnvoller,
lebenswichtiger Vorgang. Bei chronischen Schmerzen verstärken diese Verspannungen
jedoch den Schmerz - ein „Teufelskreis des Schmerzes“ entsteht.
Am Beispiel von Migräneerkrankungen
möchte ich verdeutlichen, wie durch eine langfristige und sich steigernde
Medikation sehr ungünstige „Patientenkarrieren“ eingeleitet
werden. Weit häufiger als Männer leiden Frauen an Migräne. Sie
werden oft als sehr ausdauernd und überfleißig beschrieben. Ein Migräneanfall
erzwingt das Gegenteil dieses Verhaltensmusters: still liegen, gar nichts mehr
tun können. Auch physiologisch spielen sich ähnliche Extreme ab: Die
Blutgefäße im Kopfbereich sind entweder sehr verengt oder stark geweitet.
Der Übergang von „verengt“ zu „geweitet“ tritt
im allgemeinen (meist im Ruhezustand) sehr schnell ein. Gefäßverengende
Medikamente haben einen schmerzlindernden und vorbeugenden Effekt. Häufig
wird vom Arzt ein „Schmerzcocktail“ verschrieben. Bei starken Schmerzen
und häufigen Migräneanfällen neigen die Betroffenen zu einer
raschen Konsumsteigerung, da die Wirkung der Medikamente nachlässt,
während die Angst vor den Schmerzen wächst. Die Patientin greift zu
stark wirkenden Zäpfchen und beginnt, die Medikamente vorbeugend einzunehmen.
Sie erlebt, zum Teil als Nebenwirkungen der Medikamente, vermehrt auch psychische
Beschwerden - innere Unruhe, Angst, Depression -, die wiederum mit Psychopharmaka
behandelt werden. Meist wird wöchentlich eine Depotinjektion gegeben. Als
weitere Nebenwirkungen der Schmerzmittel tritt häufig Unfruchtbarkeit auf,
manchmal auch Nierenversagen (etwa 15 bis 20 Prozent aller Dialyse-Patienten
haben jahrelange Schmerzkarrieren mit Medikamentenmissbrauch hinter sich).
Physiologische Interventionen haben
jedoch den Vorteil, dass der Patient nicht in Abhängigkeit gerät
und selbst etwas tun kann, um seine Schmerzen zu beeinflussen. Das Bewusstsein
der eigenen Handlungsfähigkeit mindert das Gefühl von Hilf- und Hoffnungslosigkeit.
Zum Beispiel werden Patienten dazu angeleitet, ein „Schmerztagebuch“
zu führen. Sie erkunden damit Zusammenhänge zwischen zunehmender bzw.
nachlassender Schmerzempfindung und spezifischen Situationen. Sie lernen dabei
auch ihre Gefühle, Gedanken und Bewertungen in verschiedenen Situationen
wahrzunehmen und zu klären, welche Erfahrungen Angst und problemmeidendes
Verhalten auslösen. Zu kritischen Situationen können dann neue Verhaltensmöglichkeiten
erprobt und geübt werden.
David Bresler, ein bekannter amerikanischer Schmerztherapeut, wies 1987 bei
einem internationalen Symposium daraufhin, dass es sich bei chronischen
Schmerzen um ein von seelischen und physischen Tiefenschichten „wohlweislich
hervorgerufenes Symptom“ handle und dass eine allein auf das Symptom
ausgerichtete Behandlung deshalb immer nur vorübergehend Linderung verschaffen
könne. „Zwar lässt sich das Nervensystem für eine
kurze Zeit täuschen, doch wenn eine verdeckte Gefahr bestehen bleibt, bricht
der Schmerz erneut durch oder kehrt mit der Zeit wieder, bis die Botschaft wahrgenommen
wird und eine angemessene Reaktion darauf erfolgt.“ In seiner
Arbeit mit Schmerzpatienten beobachtete Bresler, dass die „Botschaft
des Schmerzes“ oft damit zusammenhängt, dass die Patienten Schwierigkeiten
haben, Wandlungsprozesse zu vollziehen. „Wenn sie sich krisenhaften Veränderungen
gegenübersehen, werden sie unbeweglich, wollen sie das Alte nicht preisgeben.“
Sie bleiben lange in den Phasen von Verleugnung, Zorn und Klage stehen , so dass
Neuorientierung und Anpassung an die veränderten Lebensbedingungen
nicht gelingen. „Schmerz“, sagt Bresler, „ist nicht
die Ursache dafür, dass das Leben stillsteht, sondern das Ergebnis
einer Stagnation.“
Für eine umfassende Neuorientierung ist es nötig, Erinnerungs- und
Bedeutungsmuster zu klären, die mit der Genese und Chronifizierung der
Schmerzen verbunden sind. Oft weisen die Patienten schon mit den Bildern und
Symbolen, die sie zur Beschreibung ihrer Schmerzempfinden, auf die subjektive
Bedeutung der Schmerzsignale hin. Patienten und Ärzte sind allerdings
im allgemeinen nicht darin geübt, diese Hinweise zu entschlüsseln.
|
Synergetisch
arbeitende Therapeuten sind eine sehr sinnvolle
Alternative. Sie können kompetent helfen, den Dialog direkt mit dem Schmerz in der Innenwelt
zu führen. Der
Schmerz zeigt hier assoziativ verknüpfte Erinnerungsbilder und diese
wiederum sind synergetisch veränderbar.
Schmerz ist als Symptom ein sehr klarer Hinweisgeber und
kein Gegner!
|
Über die
Vertiefung der Körperwahrnehmung und mit Hilfe der Vorstellungskraft kann
man sich dem Gehalt dieser Botschaften jedoch relativ leicht nähern. Lässt ein Mensch sich auf die Wahrnehmung seiner Schmerzen ein - statt gegen sie anzukämpfen
oder sich abzulenken -, kommt er spontan in Kontakt mit affektiven Erinnerungsspuren,
die zu wichtigen Aspekten seines Selbst- und Lebenskonzeptes führen. Die
mit dem Schmerz verbundenen Bedeutungsmuster steigen als Gefühle, Erinnerungsbilder
und Symbole auf und weisen einen Weg, abgetrennte Erfahrungen zu integrieren.
Mit dem Ausdruck gehemmter Empfindungen und der Klärung veralteter Widerstandsmuster
werden neue, umfassendere Bedeutungszusammenhänge erschlossen. Solche
Erfahrungen führen zu körperlicher und seelischer Erleichterung und
rücken neue Verhaltensmöglichkeiten in den Blick, die dann im Alltag
verwirklicht werden müssen. Ein Beispiel soll verdeutlichen, wie Menschen
durch die Klärung der Schmerzbotschaft und im Dialog mit dem Symptom eine
neue Orientierung finden.
Bresler (1987) berichtete über Therapie mit einem zweiundfünfzigjährigen
Arzt, der an unerträglichen Schmerzen im unteren Rücken litt. Ihm
war an dieser Stelle ein Rektumkarzinom operativ entfernt worden; die Schmerzen
hielten jedoch unvermindert an und waren durch Medikamente nicht zu beeinflussen.
Zu Beginn der Psychotherapie sah der Patient für sich nur drei Möglichkeiten:
„Entweder ist die Behandlung erfolgreich, oder ich lasse mich freiwillig
in eine psychiatrische Anstalt einliefern, oder ich nehme mir das Leben. „Es
schien ihm unmöglich, die Schmerzen zu ertragen und dabei seelisch gesund
zu bleiben. Beim Studium seiner Krankenakte fiel Bresler auf, dass der
Patient den Schmerz bildhaft beschrieben hatte als einen „Hund, der an
meinem Rückgrat nagt“. Es zeigte sich, dass dieses Bild für
den Patienten sehr lebendig war, und so schlug Bresler ihm vor, während
einer Vorstellungsübung mit dem „Hund“ Kontakt aufzunehmen.
Der Patient hielt diese Idee zwar aufgrund seiner medizinischen Ausbildung für
völlig verrückt, unter dem Druck der extremen Schmerzen war er jedoch
bereit zu einem Versuch.
Während der Vorstellungsübung begann der Patient, in der Rolle des
„Hundes“ zunächst nie Arzt werden wollen, sondern das Studium
nur auf Drängen seiner Mutter begonnen. Er hegte heftigen Groll gegen die
Mutter und hatte seinen Ärger auch auf Kollegen und Patienten übertragen.
Der „Hund“ vermutete, die feindseligen Gefühle hätten
zur Krebsentwicklung beigetragen und seien mit dem Schmerz verbunden. Außerdem
sagte er zu dem Patienten: „Du bist ein verdammt guter Arzt. Es mag nicht
der Beruf sein, den du wolltest, aber du musst endlich erkennen, wie gut
du deine Arbeit machst. Wenn du aufhörst, so verbittert zu sein, und anfängst,
dich selbst anzunehmen, dann höre ich auf, an deiner Wirbelsäule zu
nagen.“ Diese Einsicht war von einem unmittelbaren Nachlassen der körperlichen
Schmerzen begleitet. Bresler berichtete, dass dieser Patient die Mitteilung
des „Hundes“ beherzigte und seine Schmerzen allmählich abklangen
und schließlich ganz verschwanden.
Frauke Teegen macht an einem noch weiteren Beispiel klar, dass mit Hilfe
des bildlichen Denkens bedeutsame Lebenserfahrung zugänglich und wieder
streitende Impulse verstanden und integriert werden können. Oft werden
dadurch Erfahrungen von Entbehrung und Gewalt zugänglich, die wichtige
Blockaden als hohe persönliche Widerstandsmuster repräsentieren. Sie
dienen als Überlebensstrategie. Solche Blockierungen werden körperlich,
emotional und bildhaft erfahren und häufig als Nebel, Leere, Loch oder
Mauer erlebt. Mit Erkundung der Blockade werden traumatische Erfahrungen zugänglich.
Erinnerungen verhalten sich bildhaft, Körperbereiche beginnen zu sprechen
und bahnen mit den symbolischen Mitteilungen ein umfassenderes und bewusstes Verständnis für die eigene Lebensgeschichte. Mit der Integration widerstreitender
Impulse gewinnt der Mensch eine neue Orientierung und Handlungsfähigkeit.
Chronische Schmerzen sind oft mit unterdrückten Lebensimpulsen verbunden
und weisen daraufhin, dass bedrohliche Erfahrungen und Wahrnehmungen abgespalten
und blockiert worden sind. Dies war einst sinnvoll, um traumatische Erfahrungen
- große Angst, Hilflosigkeit, seelische und körperliche Verletzungen
- unter Kontrolle zu bringen. Wird dieses Verhaltensmuster chronisch beibehalten,
schränkt es die Möglichkeiten des Menschen sich zu verwirklichen zunehmend
ein und bedarf der Überprüfung und Veränderung.
In dem Beispiel der Frauke Teegen wurde deutlich wie die körperlichen Schmerzen
der Patientin seelischen Schmerz verdecken, unter Kontrolle halten und zugleich
darauf hinweisen, dass diese Bewältigungsstrategie nicht mehr angemessen
ist. Die Patientin klärte im Kontakte mit der Schmerzerfahrung auf, dass sie als Kind sexuell
misshandelt worden war. Sexuelle Kindesmisshandlung ist ein Trauma,
dass relativ viele Kinder erleben und das zu schwerwiegenden
Folgeschäden führt.
Unter sexueller Kindesmisshandlung versteht man die Beteiligung noch nicht
ausgereifter Kinder und Jugendlicher an sexuellen Handlungen denen sie noch
nicht verantwortlich zustimmen können. Dabei missbraucht der erwachsene
oder jugendliche Täter ein vorhandenes Macht- oder Kompetenzgefälle
zur Befriedigung seiner Bedürfnisse und zum Schaden des Kindes. Aus verschieden
Erhebungen ergibt sich für Frauen eine mittlere Prävalenzrate von
21 Prozent. Das auch Jungen sexuell ausgebeutet werden, ist erst in den letzten
Jahren vermehrt zur Kenntnis genommen worden. Die bisher vorliegenden Häufigkeitsangaben
variieren zwischen 3 und 30 %. Sexuelle Kindesmisshandlungen finden vor
allem in der Familie und im familiären Umfeld statt. Besonders betroffen
sind Schulkinder unter 10 Jahren (Teegen 1992).
Nach den heute vorliegenden Erkenntnissen müssen wir davon ausgehen, dass ein hoher Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen in einer entscheidenden Phase
der Persönlichkeitsentwicklung ein schwerwiegendes Trauma erlebt haben.
Die psychische Bewältigung der traumatischen Erfahrungen im Erwachsenenalter
ist oft schwierig, da die Erlebnisse verdrängt und abgespalten werden,
so dass sie der bewussten Erinnerung nicht zugänglich sind. Langfristige
Folgen zeigen sich vor allem in einem komplexen Muster affektiver Störungen,
erhöhter Suizidgefährdung oder auch antisozialem und kriminellem Verhalten (Draijer 90;
Moggi 91; Engfer
92).
|
In
Synergetischen Sitzungen werden diese traumatischen Erfahrungen klar aufgedeckt und verändert.
|
|
Literatur-Tipp:
Die Bildersprache
des Körpers
|
Quellen:
Frauke Teegen und Synergetik Therapie Institut http://www.spirituelle-medizin.de/teegen.html |
|
|
|
|
|
|
|
Praxis
für Angewandte Synergetik Berlin - Peter und Ingrid Scharf - Lohmeyerstr. 7 - 10587 Berlin - Telefon 030 8866 8900
copyright g-wie-gesund.de 2007 |
|
|