Bioenergetik, Biodynamik und Biosynthese gehören als körperorientierte
Therapieverfahren zu den Verfahren der Humanistischen
Psychotherapie, die von der Ganzheitlichkeit des Menschen
ausgehen und auf den Freudschen Schüler W. Reich zurückgehen.
Reich trug als erster Psychoanalytiker der Tatsache
Rechnung, dass sich der individuelle Charakter einer Person
direkt im Körper manifestiert. Körper und Seele sind nach
Reich funktionell identisch. Die Lebensgeschichte
„fleischt“ sich ein und drückt sich über Körperhaltung,
Atemmuster, Muskelspannung, unwillkürliche Gestik etc. aus.
Diese als „Charakterpanzer“ bezeichneten Spannungsmuster
halten ursprüngliche traumatisierende Erfahrungen sowie
sexuelle Gefühle in Verdrängung. Die gebundenen Gefühlsqualitäten
werden mittels expressiver Bewegung, Atembefreiung oder
Massage reaktiviert.
Die direkte Arbeit mit den Strukturen und vegetativen Äußerungen
(das vegetative Nervensystem steuert Emotionen,
Stoffwechsel, Mimik und viele andere unwillkürliche
Prozesse) ermöglicht ein affektives Wiedererleben
unverarbeiteten Leids, geleugneter Bedürfnisse und unterdrückter
Lust. Das von Alexander Lowen geprägte konfrontierende und
strukturbezogene Vorgehen wurde um die eher weiblichen
Aspekte des Gewährens, Schmelzens und Annehmens durch Gerda
Boyesens Biodynamische Therapie erweitert.
Gerda Boyesens wichtigster Beitrag ist die
Erforschung selbstregulatorischer Funktionen innerer
Organsysteme, insbesondere des Verdauungsapparates. Sie
entwickelte spezielle Massagetechniken, die die Verdauung
der Nahrung und die Regulierung unausgedrückter Emotionen
unterstützen.
Die peristaltischen Wellen des Verdauungsprozesses treten
auch als Reaktion auf organischen Druck auf, der durch
emotionalen Stress bedingt ist. Diese emotionalen
Verdauungsmechanismen, von Gerda Boyesen entdeckt, werden
PSYCHOPERISTALTIK genannt.
Bei der Arbeit mit dem Muskelpanzer kommen verdrängte Gefühle
hervor und verursachen Schmerz, da diese nicht verarbeitet
wurden und auch die emotionalen Verdauungsmechanismen nicht
mehr funktionierten. Die Psychoperistaltik kommt dann in
Gang, wenn die verdrängten Emotionen aktiviert werden, dann
setzt der emotionale Verdauungsmechanismus ein und der im
Muskel ausgelöste Schmerz verschwindet. Gerade Menschen mit
starkem Muskelpanzer brauchen laut G. Boyesen
Psychoperistaltik, um die durch die Muskelarbeit aktivierten
Emotionen in den „Bauch zu leiten“ und sie dort mit
allem Material, was dazugehört, zu „verdauen“.
Dabei geht Gerda Boyesen sehr sanft vor, sie
arbeitet auf der feinstofflichen Ebene mit der Aura, benutzt
das Stethoskop als Feedback für die ausgelösten
Emotionen, und spezielle Techniken zum „Leeren“ von
energetischen Stauungen, sowie eine spezielle verbale
Technik, um bei ihren Klienten die „cerebrale
Integration“ d.h. das Erinnern auszulösen.
Diese Technik kann jedoch nur angewandt werden,
wenn die Energie aus dem Bauchbereich (Sitz der Neurosen)
bis zum oberen Brustbereich aufsteigt. Wenn die Energie nur
im Bauchbereich sitzt, kann man die Traumen nicht erinnern.
Gerda Boysen unterscheidet bei ihren Klienten zwischen
verschiedenen Typen:
die mit
unterschiedlicher „Härte“ behandelt werden müssen.
Insbesondere die „königlichen Hoheiten“ (feinstoffliche
Patienten) reagieren äußerst fatal auf zu starke
Provokation oder zu viel Öffnen des körperpsychologischen
Panzers. Diese Klienten brechen dann zusammen und werden
mehr und mehr krank. Hier ist es ganz wichtig, eine milde
Behandlung durchzuführen mit Aura, Psychoperistaltik etc..
Gerda Boyesen arbeitet nicht nur mit den Muskeln, sonder mit
dem ganzen Körper. Besonders wichtig ist das
In-die-Organe-gehen. Jedoch ist dies für den Klienten ein längerer
Sensitivierungsprozess, es dauert eine lange Zeit, bis man
wirklichen Kontakt mit den im Körper festgehaltenen
Energien hat und mit den tiefen Gefühlen eins ist.
In ihrer Therapie schafft sie die Möglichkeit dafür, dass
die Erinnerungen ins Bewusstsein aufsteigen können und dort
verstanden werden. Die „himmlischen“ Eigenschaften wie
z.B. Einsicht und Verständnis können erfahren werden, weil
der emotionelle Zyklus vervollständigt werden konnte. |